Dieses Buch ist allen Menschen guten Willens gewidmet.
Allen Menschen, die Achtung empfinden
vor der Natur, dem Wasser, der Erde, jedem Lebewesen.
Wir gehören alle zusammen.
In eigener Sache – Teil eins 10
In eigener Sache – Teil zwei 13
Das Schneckenvorwort 16
I. Teil
Zehn Schlüssel zum lebendigen Garten 23
1. Die kleine Entscheidung zum Guten 23
Was sind denn „kleine Entscheidungen zum Guten“? 24
2. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts 29
Ein kleines Stück Papier 29
Am Anfang war die Erfahrung 33
Die sieben Monde 40
Der Zeitpunkt der Information 49
Der Mondkalender – das wichtigste Gartenwerkzeug 52
3. Das Werkzeug für den lebendigen Garten 57
Holz – der Stoff mit der besten Sendeleistung 57
Eine kleine Metallkunde 61
Ein komplettes Team 66
Harmonie in der Bewegung – Arbeit ohne Kraftaufwand 76
4. Die Gartenanlage – von der
freundlichen Aufnahme in Ihr Haus 83
Schritt für Schritt 84
Plätze an der Sonne – Plätze im Schatten 86
Woher kommt Ihr Wasser? 91
Wohin mit Topf und Gerät, Erde und Holz? 93
Lebendige Steine im lebendigen Garten 94
Treppen in den Himmel 97
Zäune zum richtigen Zeitpunkt 99
Lebendige Hausmauern 100
Grüne Wälle 104
Der Gartenteich 105
Der Garten für Kinder 107
5. Die Wahl der Gartenfamilie 111
Das Gute wächst so nah 112
Alpha und Omega – Ernährungstyp und Pflanzenfamilie 116
Kräuter – die Kraftwerke der Natur 124
Von Blumen und Hecken 141
6. Säen, setzen und pflanzen –
unvergängliche Regeln 145
Erste Schritte 145
Von Anfang an – der Mond 155
Gutes Miteinander – gutes Nacheinander 163
»Was möchtest du von mir?«, sagte der Löwenzahn 168
7. Die Ernährung des Gartenvolks 173
Kompost – Motor des lebendigen Gartens 174
Vom richtigen Düngen 183
Vom Sinn des Mulchens 190
Gießen und Bewässern –
vom richtigen Umgang mit Wasser 192
8. Pflege im Wachstum – natürlicher Schutz 199
Beetpflege im Gartenjahr 199
Pflegeschnitt oder nicht? 202
Von der Heckenpflege 204
Das »Geheimnis« des Obstbaumschnitts 205
Veredeln – der richtige Zeitpunkt 209
Das Umtopfen von Balkon- und Topfpflanzen 210
Vom Kampf zum Miteinander –
Schädlinge und Unkraut verstehen 213
Geheimnisse der Schädlings- und Unkraut-Abwehr 216
Von der Unkrautabwehr zum richtigen Zeitpunkt 225
Pflanzenschutz durch Tierschutz 227
9. Der Lohn der Freude –
vom richtigen Ernten und Lagern 235
Ernten zum richtigen Zeitpunkt 236
Von der Weisheit der alten Pflanzen 242
10. Das Bild von Schönheit 243
Ein persönliches Gefühl 244
II. Teil
Ein bunter Gartenkorb 255
Salat und Gemüse 263
Salat 263 · Kohlrabi 265 · Bohnen 267 · Tomaten 271
Linsen 277 · Blumenkohl 278 · Sellerie 279 · Zwiebeln 281
Rote Bete 283 · Rhabarber 284 · Karotten 286
Kartoffeln 288 · Erbsen 291 · Weißkohl 292 · Gurken 293
Spinat 295
Obst 297
Zwetschgen und Pflaumen 298 · Aprikosen 300
Kirschen 302 · Äpfel 304 · Birnen 305 · Himbeeren 306
Erdbeeren 308 · Brombeeren 310 · Johannisbeeren 311
Stachelbeeren 313
Blumen und Zierpflanzen 316
Astern 317 · Clematis 318 · Dahlien 319 · Fingerhut 320
Hortensien 320 · Kornblumen 321 · Fleißiges Lieschen 322
Geranien 322 · Margerite 323 · Petunien 323
Ringelblume 324 · Rittersporn 325 · Rosen 326
Sonnenblume 326 · Sonnenhut 327 · Tagetes 328
Tulpen 328
III. Teil
Der richtige Zeitpunkt in den Tierkreiszeichen 331
Nachwort – nicht nur für Gartenbesitzer 345
Anhang 349
Neues aus der Paungger-Poppe-Werkstatt 349
Stichwortverzeichnis 359
In eigener Sache – Teil eins Johanna Paungger-Poppe Mit diesem Buch möchte ich Ihnen ein Geschenk machen, nämlich dasselbe Geschenk, das mir in meiner Kindheit unser Garten und die Obstbäume auf unserem Bauernhof gemacht haben.
Der Garten hatte nie Kunstdünger und Pestizide erlebt, wurde niemals bewässert. Wir säten und pflanzten eine Vielfalt von Gemüse und Kräutern zum richtigen Zeitpunkt, wir freuten uns am Wachstum, an den Schmetterlingen, Bienen und Vögeln, wir ernteten den Überfluss zum richtigen Zeitpunkt – ohne zu viel Arbeit, mit viel Dankbarkeit. Und wir waren nie traurig über irgendeinen Mangel, irgendein Gemüse, irgendeine Beere, die in einem Jahr nicht so reiche Ernte schenkte, denn der Sinn davon war uns vertraut. Die Natur schwingt in Wellen, wie sich auch der Mensch in Wellen entwickelt – mit Bergen und Tälern, mit Hochs und Tiefs.
Zur Reifezeit leuchteten die Apfelbäume rot oder gelb, die Zwetschgenbäume waren blau, unsere Aprikosenbäume orange, die Birnbäume waren gelb. Alles leuchtete und war so voll und schwer beladen mit Früchten, dass man die grünen Blätter kaum mehr erkennen konnte.
Die Früchte kamen Jahr um Jahr, mal beim einen Baum weniger, dafür beim anderen mehr, ohne chemischen Dünger und ohne jeden Baumschnitt. Bogen sich die Äste unter ihrer Last bis auf den Boden, war nichts zu tun. Hingen sie schwer in der Luft, dann – in Gottes Namen – wurden sie manchmal gestützt. Die Stützen dazu lagerten in allen Größen im Schuppen. Trotz gewaltiger Schneemengen im Winter dachte niemand an die Gefahr brechender Äste, weil nicht gedüngte und nicht geschnittene Bäume nicht brechen.
Die Bäume und ihre Früchte waren für uns da und unsere Erntedankfeste waren nicht nur leeres Brauchtum. Diese Bäume hielten bei mir ein Gefühl am Leben, das mich bis heute nicht verlassen hat: Dass die Freigebigkeit der Natur und ihre Weisheit grenzenlos ist. Und dass selbst Unbarmherzigkeit und Härte, die scheinbar von ihr ausgeht, einen tiefen Sinn hat, den zu ergründen nicht schwer fällt, wenn man sich traut zu schauen und zu fühlen.
Als ich in die Schule kam, bot sich anfangs ein anderes Bild. Wir hatten offenbar den »Fortschritt« ein wenig verpasst. Es gab in unmittelbarer Umgebung Nachbarn, die nach neuen Methoden anbauten, die Kunstdünger und Pestizide verwendeten, und auch die größeren Äpfel ernteten. Dafür aber waren sie wässriger und schmeckten nach nichts. Man ließ uns spüren, dass der Fortschritt sogar behindert wird, wenn man weder Kunstdünger noch Pestizide und Maschinen verwendet. Jedes Kind aber will seine Eltern überholen, will ihnen beweisen, dass es gut ist und was kann. Auch ich hatte diesen Wunsch und deshalb bekam ich manchmal Probleme, und hatte das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen.
In der Schule wurde uns wörtlich gesagt: »Natürlich gibt es noch vereinzelt primitive Bauern, die alles ablehnen und womöglich sogar noch nach dem Mond gehen. Sie erzählen dann auch noch herum, dass Kunstdünger und Pestizide Gift sind. Das tun sie aber nur, weil sie verschleiern wollen, dass sie sich den Fortschritt nicht leisten wollen.« Dieser Schachzug war sehr unfair, denn einerseits wurde der Ankauf der Chemikalien und Maschinen zum Teil bis zur Hälfte des Kaufwertes vom Staat unterstützt, und andererseits gab es wahrlich gute Gründe, diesen Fortschritt zu verachten.
Fast alle hielten zusammen: Lehrer, Bürgermeister, Lagerhaus, Bank, Gemeindeverwaltung. Ein »Bündnis für Arbeit«. Nämlich für die Arbeit der Chemiker und Ärzte, die in Zukunft sehr gut verdienen würden mit all den ernährungsbedingten Krankheiten, die wir Bauern vorbereiten halfen.
Dann kam mein Umzug nach München. Natürlich habe ich mich damals, als junges Mädchen auf dem Weg in die Großstadt, auch ein wenig über »sture« Eltern geärgert, wenn sie von »ungesunder Cola und Büchsennahrung« sprachen. Eine Dose Ravioli ist schnell zubereitet, es ist »alles drin«, was der Mensch braucht, es schmeckt gut. Das Gefühl des Schadens im Körper kommt ja erst später. Dann aber ist man schon abhängig und rennt den Suchtstoffen hinterher, die in Konserven und Fertigkost enthalten sind.
So viele meiner Altersgenossen ließen sich von Bequemlichkeitsversprechen und Werbephrasen verführen. Mein Glück war meine große Neugier und die Erinnerung an meinen Großvater, der mir immer in aller Ruhe die Zusammenhänge in der Natur gezeigt hatte. Selbstverständlich glaubte ich anfangs den schönen Worten im Großstadtgetümmel, den Fortschrittsparolen, verschlang die süßen Hüllen um die bitteren Hintergedanken. Ganz allmählich erst gewann ich die Kraft, eigene Wege zu gehen und immun zu werden gegen die Verführungskünste der Industrie und Wissenschaft. Auch die Kraft, mir eine klare Meinung zu bilden über den Unterschied zwischen echtem Fortschritt und nur scheinbarer Entwicklung. Das Gefühl, einen guten Weg zu gehen, wurde mir schließlich wichtiger als der Schmerz, eine Außenseiterin zu sein.
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen Mut machen, auch diesen Weg zu gehen und so viel wie möglich selbst im Garten anzubauen und zu ernten, so viele Kräutertöpfe und Pflanzenkübel zu betreuen, wie nur möglich. Das wäre die Medizin, die wir brauchen! Das Geschenk all der Pflanzen und Bäume, der Früchte und Beeren in meiner Kindheit an mich und an Sie besteht darin, dass dieser Überfluss immer für uns da ist, fast ohne etwas dafür tun zu müssen. Einen lebendigen Garten zu führen, ist eine der einfachsten Sachen der Welt.
Eines glücklichen Tages werden wir alle begreifen, dass die wahren Apotheken unsere Bio-Läden, dass die wahren Umweltschützer unsere Bio-Bauern sind. Kommen Sie mit uns auf die Reise zu diesem glücklichen Tag.
In eigener Sache – Teil zwei Thomas Poppe »Ich schreibe, wie sie denkt und fühlt und sie spricht, wie ich denke und fühle« – diese Antwort gab ich kürzlich auf die Frage eines Journalisten, worin das Geheimnis unseres Erfolges und der guten Zusammenarbeit mit meiner Frau liegt. Das war eine ganz spontane Antwort, und erst einige Zeit später fiel mir auf, dass in der Antwort auch eine Antwort auf die Frage zu finden ist, warum ich so lange Zeit gezögert hatte, gemeinsam mit Johanna ein Buch über das Gärtnern zu schreiben. Die Bergbauerntochter hat der Stadtpflanze einfach so ungeheuer viel Erfahrung im Bereich von Garten und Landwirtschaft voraus, dass ich mir fast überheblich vorgekommen wäre, so einfach Ja zu sagen zu einem Paungger-Poppe-Buch zu diesem Thema. Und als bloßer Ghostwriter sehe ich weder meine Vergangenheit noch meine Zukunft.
Zudem erschlägt mich immer bei meinen regelmäßigen Besuchen in Buchhandlungen das Angebot in der Gartenabteilung. Unfassbar, wie viele Bücher es zum Thema gibt, wie bunt, komplex, dick und fett, wie »wissenschaftlich fundiert« und breit gefächert das Angebot ist. Für jeden einzelnen Aspekt des Gärtnerns, vom Kompostieren bis zum Regenwurmzüchten, für alles gibt es mindestens ein Buch zum Thema, meistens sogar zehn bis hundert. Warum also noch eins schreiben?
Schuld war der Rhabarber.
Er kam mit der Post und ließ uns nicht ahnen, was aus ihm werden sollte. Ein kleines Pflänzchen, gehüllt in feuchtes Papier, zu uns geschickt – fast als ob der Begleitbrief sagen würde: »Das ist seine letzte Chance.« Wir pflanzten ihn schon bald in eine magere Ecke des Gemüsegartens – anwässern, ein paar gute Wünsche, fertig. Kein Kompost, kein Dünger, nichts. Ein paar gute Gedanken, das war’s.
Jahre sind seither vergangen. In dieser Zeit ist es bei den guten Wünschen geblieben. Keine Gießkanne, kein Dünger, kein Kompost, kein Mist im Herbst, nichts. Aber was für ein Anblick! Jedes Jahr wächst und gedeiht der Rhabarber, als gälte es, Preise zu gewinnen. Mit seinen gigantischen Blättern nimmt er inzwischen eine Fläche von vier Quadratmetern ein und beschenkt uns jedes Jahr reichlich – Kompott, Marmelade, was auch immer. Gesund und vitaminreich. Ohne dass wir auch nur einen Finger rühren, um ihn zu pflegen oder zu päppeln. Nichts außer unseren guten Wünschen – die müssen schon sein.
Kürzlich dann blätterte ich in einer Buchhandlung in einem dicken Standardwerk zum Thema »Garten« und stolperte über das Stichwort »Rhabarber«. Und was stand da? Ganze vier Seiten zum Thema »Rhabarber und seine Pflege«! Fast eine wissenschaftliche Abhandlung, nach deren Lektüre für mich die Überzeugung stand, man müsse Chemie und Physik und Gartenbau und Geologie studiert haben, um es wagen zu dürfen, erfolgreich ein Rhabarberpflänzchen zu setzen. Ehrfurcht einflößend, kompetent und detailliert. Anders gesagt: Eine einzige Katastrophe!
Durch die Brille des Laien begann ich daraufhin, in anderen Gartenbüchern zu blättern und mein Entsetzen wuchs. Generell gewann ich den Eindruck, dass die Verlage und Autoren kaum darüber nachdenken, ob ihre Werke auch alltagstauglich sind. Mit anderen Worten: Liest ein Anfänger die Bücher, wird er entmutigt. Liest sie der Fachmann, erfährt er nichts Neues oder gleich so Exotisches, dass es nicht praktikabel oder irrsinnig teuer ist. Viele schöne Bilder mit wenig praktischem Wert.
Letztlich wirkten fast alle Bücher auf mich wie Betriebsanleitungen zum Führen eines Turbo-Gartens – zu einer höchst komplizierten Maschine, die von Menschenhand erschaffen ist und ohne Zutun von Experten stillstehen und verkommen muss. Vorausgesetzt allerdings, man investiert genug Zeit, Mühe, Arbeitskraft und Geld, und nähert man sich mit Hilfe eines Spezialwissens dieser Maschine, dann könnte sich das Ergebnis der Mühen »sehen« lassen, dann lohnt sich der Aufwand und der Ertrag stimmt.
Von wem sehen lassen? Und wofür? Ich empfand diese Bücher fast als Zumutung für den Laien. Und begriff immer deutlicher, was Johanna meinte, wenn sie immer wieder sagte, dass unser Buch »einfach« geschrieben sein sollte. Im Laufe der Jahre mit Johanna hatte ich ja auch einige Praxis im Garten erworben und niemals das Gefühl gehabt, es wäre irgendetwas kompliziert daran.
Lebenslang hatte mich eine Gewissheit aus meiner Kindheit begleitet, nämlich dass die Natur perfekt ist und wir diese Perfektion nur
sehen müssen – statt blind immer nur einen kleinen Aspekt zu erfassen und sogleich nach unserer begrenzten Vorstellungen von »Ästhetik« und »Ertrag« zu formen und letztlich zu kastrieren.
Unser Entschluss stand fest: Wir wollen zeigen, dass es anders geht. Unsere große Hoffnung steht auch fest: Dass es uns mit diesem Buch gelungen ist. Es ist kein Handbuch, sondern ein Kopf- und Herzbuch. Sie erfahren nicht, wie man Rosen züchtet und Zierbeete anlegt, nicht, wie man Begonien düngt und Tomaten bewässert. Sie erfahren stattdessen, wie man zum richtigen Zeitpunkt sät, setzt und erntet, wie man die Natur in Frieden lässt, damit sie tun kann, wofür Gott sie geschaffen hat – nämlich in vielfältigster Weise für uns da zu sein, damit wir unseren Weg im Leben finden, gestärkt an Leib und Seele.
Und jetzt wissen Sie auch, wem Sie dieses Buch zu verdanken haben: Einer kleinen Rhabarberpflanze, die sich zu einem Prachtexemplar entwickelt hat, aller Wissenschaft und aller Untauglichkeit ihrer Umgebung zum Trotz. Rhabarberpflänzchen zum richtigen Zeitpunkt in die Erde, angießen, ein paar gute Gedanken – fertig. Seit sechs Jahren reiches Wachstum in magerster, lehmiger Erde, hart wie Beton bei Trockenheit. Wir danken diesem Pflänzchen für die Inspiration zu diesem Buch. Möge es Ihnen nützlich werden und ein treuer Begleiter auf Ihrem Weg in eine gute Zukunft für uns alle.
Das Schneckenvorwort Mit diesem Buch geben wir Ihnen
das Werkzeug in die Hand, um die Schneckenplage in Ihrem Garten loszuwerden. Nur zwei Kleinigkeiten müssen Sie dafür erfüllen: Sie müssen erstens ab sofort etwas
nicht mehr tun und zweitens ist eine Einsicht nötig.
Doch zuerst eine kleine Anekdote: Unser Haus liegt in einer sehr trockenen Region mit wenig Niederschlägen, mit viel Wärme und der einen oder anderen Dürreperiode im Sommer und vor allem mit viel Wind. »Ohne regelmäßiges Gießen und Bewässern geht hier gar nichts im Garten« – diesen Eindruck vermittelte dort nicht nur jeder Gärtner, als wir einzogen, auch die Zahl der automatischen Beregnungs- und Bewässerungsanlagen in den Privatgärten sprach eine deutliche Sprache. Zudem mussten nach dem Hausbau Mengen an Gartenerde herbeigeschafft werden und auch der neu angelegte Rasen machte den Eindruck, täglich neu zu verdursten. Also ließen wir uns überzeugen und machten uns mit Gartenschlauch und Gießkanne ans Werk. Fast schien es uns jetzt, als ob die Erde umso mehr austrocknete, je mehr wir bewässerten.
Nach einer der seltenen Regennächte wachten wir eines Morgens auf, holten die Zeitung aus dem Postkasten – und erblickten Hunderte, wenn nicht Tausende von Nacktschnecken überall! Auf den Wegen, vor der Garage, auf Holztreppen und am schlimmsten: Hunderte, so kam es uns vor, waren über Nacht
die Wände unseres Hauses hinaufgeklettert! An allen vier Seiten! So wie wir müssen sich die Leute im Film
Die Vögel von Alfred Hitchcock gefühlt haben beim Anblick des Krähenschwarms! »Bis hierher und nicht weiter!«, dachten wir, und hörten auf zu gießen und zu bewässern –
wie wir es früher schon immer getan haben. Wir entschieden uns, lieber auf einen Garten zu verzichten als unter solchen Umständen einen zu besitzen. Viel Arbeit, viel Wasser, viele Schnecken.
»Schluss!« dachten wir. Kein Gießen mehr – so wie wir es aus Johannas Heimat kannten und früher beherzigt hatten.
Das hatte Folgen:
Heute ernten wir wieder Tomaten, die vom ersten Angießen der Pflänzchen bis zur letzten Ernte im November (!) keinen Tropfen Wasser erhalten. Wir bereiten uns Tee zu mit den Blättern von Salbei, Zitronenmelisse und vielen anderen guten Kräutern aus unserem Garten, die niemals einen Tropfen künstliches Nass erhalten. Wir ernten Kohlrabi bis in den Dezember hinein, ausgegraben unter dem Schnee, wunderbar saftig, kein bisschen holzig, ohne dass er jemals die Gießkanne zu Gesicht bekommen hätte. Zwar wird unsere Wiese ein wenig braun, wenn Trockenheit herrscht, aber nur Stunden nach dem Regen erstrahlt sie wieder in frischem Grün. Salat, Spinat, Blumenkohl, Früchte, Beeren, Gemüse – alles aus lehmigem Boden, steinhart bei Trockenheit, ohne Gießen und Bewässern. Und ohne Schnecken! Womit Sie die erste Bedingung erfahren hätten, um Ihre Schnecken loszuwerden. Weiter hinten im Buch erfahren Sie die Zusammenhänge noch genauer.
Die zweite Bedingung erfordert nur ein wenig Einsicht Ihrerseits:
Sie müssen mit ganzem Herzen begreifen, es muss Ihnen in Fleisch und Blut übergehen, dass jegliches Bekämpfen auf dieser Welt von Anfang an sinnlos ist. Von Anfang an und ohne jede Ausnahme. Was geschieht, wenn ein Tyrann das Nachbarvolk angreift, fast ausrottet, und dann vom angestammten Land vertreibt? Die erste Generation des unterdrückten Volkes ist noch überrascht, betäubt und vielleicht »besiegt«. Die zweite Generation steht auf, die dritte Generation wird sehr stark und »immun« gegen die Schmerzen. Und schlägt zurück. Für offene Augen und Ohren, für vernunftbegabte Wesen und Wesen mit Liebe im Herzen ist dieses Naturgesetz überall zu beobachten:
Was geschieht, wenn Menschen anderer Religion, Hautfarbe, Parteizugehörigkeit, Besitzstandes sich bekämpfen, statt sich zu verstehen und das Miteinander zu entwickeln? Diese »andersartigen« Menschen werden sich immer wehren, bis der Kampf vorbei ist.
Was geschieht, wenn eine Krankheit bekämpft wird, statt sie zu verstehen, wie etwa Krebs, AIDS, Herzkrankheiten, Alzheimer, Parkinson? Niemals wird es gelingen, sie zu beseitigen, es sei denn, ich verstehe die Ursachen: fleischreiche, zucker- und weißmehlreiche, leere Kost, Impffolgen nach Jahrzehnten, mangelnde Wasserqualität, Atomkraft, Erdstrahlen, Handystrahlen, Elektrosmog.
Was geschieht, wenn Bakterien und Viren bekämpft werden, statt die wahre Ursache der überstarken Vermehrung zu verstehen? Die Bakterien und Viren werden nach und nach resistent gegen Heilmittel und stärker als je zuvor.
Was geschieht, wenn man im Winter übertrieben stark heizt und im Sommer den Einfluss der Klimaveränderung mit Klimaanlagen bekämpft? Die Natur wird mit immer stärkeren Signalen auf ihre Not aufmerksam machen. Überall spürbar, aber anscheinend nicht bei den verantwortlichen Politikern, die in klimatisierten Räumen leben und arbeiten. Müssten diese Politiker und ihre Kinder sich nur einen Monat lang aufhalten in überfüllten U-Bahnen, in überhitzten Schulräumen, in nicht klimatisierten Fahrzeugen, in vom Schwerlastverkehr verpesteten Alpentälern – wir hätten andere Gesetze.
Was geschieht, wenn das »unberechenbare« Verhalten von Wasserläufen mit Flussbegradigungen bekämpft wird, statt der Natur und ihrer Weisheit zuzuschauen? Wir ernten Überschwemmungen.
Was geschieht, wenn »Schädlinge« und »Unkraut« bekämpft werden, statt die natürlichen Kreisläufe und den Sinn eines Zuviel an Insekten und Begleitpflanzen zu verstehen? Wir ernten Gemüse und Früchte, die uns alle vergiften. Was geschieht also, wenn Sie Schnecken bekämpfen, statt zu verstehen, warum sie hier sind? Sie vergiften sich mit dem Gemüse, das Sie ernten und laden die Schnecken ein, in Massen über Sie herzufallen.
Das Prinzip ist so einfach zu formulieren:
Was ich bekämpfe, das lade ich ein, zu mir zu kommen, in größerer Stärke und Macht als zu Beginn des Kampfes. Ausnahmslos durch das Verständnis von Zusammenhängen und Ursachen lassen sich die Dinge zum Guten wenden – im Kleinen wie im Großen. Denken Sie einmal darüber nach: Wildkräuter, Wildblumen, alles, was in der Natur ohne Eingriff des Menschen in Üppigkeit und Schönheit wächst und gedeiht, ohne Gießkanne und Bewässerungsanlage erdulden zu müssen – all das wäre schon längst verschwunden, von Schnecken aufgefressen, und nicht nur von denen, wenn dort dieselben Gesetze herrschen würden, die wir im Garten angeblich anwenden »müssen«.
Es ist wirklich kaum zu fassen, was in Gartenbüchern, in Pflanzkalendern, auf den Gebrauchsanweisungen der Samen und Pflanzen steht – bis hin zu der törichten Empfehlung, überwinternde Pflanzen fest zu gießen. All diese Torheit wird hingenommen wie ein Trend in der Schuhmode. Nur dass dabei kein Schaden entsteht, während die herrschende Mode im Gartenbereich großen Schaden bringt, für Mensch und Tier.
Abgesehen von der Vergiftung durch Chemie: Gehen Sie einmal in Ruhe der Frage nach, was ein Salat in Ihrem Körper bewirkt, wenn Sie sein Gedeihen mit der Vergiftung und Beseitigung zahlloser Schnecken, zahl loser Lebewesen »erkauft« haben? Wie schmeckt gestohlene Schokolade? Wie wohnt es sich in einem Haus, das der vorherige Besitzer aufgrund einer Notlage zwangsversteigern musste? Wie lebt es sich als wohlhabender Mensch, dessen Reichtum auf Ausbeutung seiner Angestellten beruht? Wie genießt man einen Erfolg, der durch Lüge und Verstellung zustande kam?
Wir sind sicher: In Ruhe über diese Fragen nachgedacht, und das Schneckenproblem in Ihrem Garten ist gelöst. Und so ganz nebenbei viele andere Probleme und Schwierigkeiten ebenfalls, die das Leben für Sie bereithält und noch bereithalten wird.
Zum Schluss der Beitrag eines Freundes, der sich dem Thema »Schnecken im Garten« schon 1979, kurz nach der ersten Schneckeninvasion gewidmet hat. Er soll uns auch daran erinnern, dass Humor ein unentbehrliches Gewürz ist bei allem, was wir tun – eine echte Medizin.
Schneckentod
Schneckentod! – Mein Garten ist bedroht!
Aus allen Hecken und Ecken überfallen mich die Schnecken.
Ich hab sie schon x-mal chemisch verseucht und versuppt:
Hat sich leider als Fehlschlag entpuppt!
Dutzendweis hängen’s an Kraut und Salat,
»Wann de Hundsviecher amoi da Deifi hol’n dat!«
Seit einem Jahr bin ich jetzt ein Umstellbetrieb,
Mein Garten läuft nach dem Öko-Prinzip:
Den Pflanzen gut zuredn, fleißig kompostiern,
Kein Kunstdünger, kein Spritzmittel, halt a bisserl mit Hirn!
Die Mondphasen beachten, manchmal drauss’n übernachten.
Ich hab jetzt überhaupt eine sanftere Tour eingschlagn:
Die Viecherl werd’n abgsammelt und kübelweis in den Wald ’naustragn
Ein Schild hab ich gmalt: Schnecken, hier »Halt«!
Und weil Schnecken nur nachts gehen, hab ich’s angstrahlt.
Ich hab Pflanzen gepflanzt, die den Schnecken nicht schmecken,
Doch es tat den Eindruck erwecken, als wollten’s mich derblecken.
Weil meinen Schnecken selbst diese Pflanzen noch schmecken.
Dutzendweis hängen’s an Kraut und Salat,
»Wann de Hundsviecher amoi da Deifi hol’n dat!«
Mein Nachbar is neulich direkt durchdraht:
»Jetzt«, hat er gsagt »wird alles niederg’maht!«
Über’n Zaun hat er noch gschrien: »Jetzt ist ausgeschneckselt!«
Und hat das ganze Gemüse durch den Rasenmäher gehäckselt.
Und ab in die Tonne für die Müllabfuhr.
Jetzt frisst er halt seinen Schweinsbraten pur.
Als Biogärtner bin ich da schon aus Prinzip dagegen:
Da muss es doch eine Alternative geben!
Ich hab lang überlegt, aber i bin a net der Dümma.
Und dann is mir eingfalln: »Schnecken können net schwimma!«
Einen zwei Meter breiten Ringkanal hab ich in meinem Garten betoniert,
Um das eine Beet halt, weil der Rest ist kanalisiert.
Jetzt muss ich halt mit dem Kahn
Übers Wasser zum Schnittlauch holn fahrn,
Aber es ist alles schneckenfrei, wunderbar!
Wenn bloß der blöde Kohlweißling net waar!
Werner Meier*