– diese Frage hat schon so manchen unserer Leser beschäftigt. Anfangs war das eine kleine Überraschung für uns, denn dass es auch noch andere Mondkalender gibt, haben wir erst nach Erscheinen unseres ersten Buches erfahren.
Was den Unterschied zum „Aussaatkalender“ und zu allen anderen abweichenden Mondkalender betrifft: Als unser erstes Buch Vom richtigen Zeitpunkt erschien, war dies noch kein Thema, denn Mondkalender, die im Alltag brauchbar waren, gab es nur in der Form, wie sie unseren Büchern beiliegen – die auch die Grundlage für unser Kalenderprogramm bilden. Derselbe Kalender wurde unverändert seit Jahrtausenden verwendet. Heute wissen wir, dass es in erster Linie drei Gründe für die Kalenderunterschiede gibt.
Erstens
Alle Mondkalender wurden fast ausnahmslos nach den gleichen Methoden berechnet, nämlich nach dem Stand des Mondes im Tierkreis, nach dem Frühlingspunkt. Zu allen Zeiten nun war es den Kalendermachern möglich, den Übergang zwischen einem Tierkreiszeichen zum nächsten auf die Minute genau zu berechnen. Nachdem der Mondstand seit Menschengedenken immer nur für ganze Tage angegeben wird, muss man sich entscheiden, welchen „Stich-Augenblick“ man wählt. Und hier gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Wähle ich das Tierkreiszeichen, in dem der Mond um 12 Uhr Mitternacht oder um 12 Uhr Mittag steht? Der Kalender, der unseren Büchern beiliegt, ist nach 12 Uhr Mitternacht berechnet. Das ist die Methode, nach der alle Mondkalender im Laufe der Jahrhunderte berechnet waren, wie wir feststellen konnten.
Hier verbirgt sich also der Hauptgrund für manche Kalenderunterschiede – es ist die Wahl der „Stich-Minute“ und die Angabe der Minute des Übergangs. Letztere wirkt, wie wir erfahren haben, auf die meisten Anwender eher abschreckend. Das Wissen ist viel zu wertvoll, um es komplizierter zu machen, als es ist.
Der Übergang der Wirkkräfte erfolgt allmählich, niemals von einer Minute zur anderen! Die Einflüsse, die der Mondstand im Tierkreis anzeigt, überlappen und vermischen sich, besonders, wenn im Kalender ein Zeichen drei Tage hintereinander angegeben ist. Dann ist meist am ersten oder am dritten Tag die Kraft des benachbarten Zeichens noch oder schon stark zu spüren.
Zweitens
Der zweite Grund für die Kalenderunterschiede ist gleichzeitig einer der Hauptgründe dafür, warum das Mondwissen im Laufe der Geschichte immer wieder einmal in Vergessenheit geriet. Zwischen einem Tierkreiszeichen und dem gleichnamigen Sternbild droben am Nachthimmel besteht nämlich ein Unterschied. Die Sternbilder besitzen unterschiedlich große Ausdehnungen, während der Tierkreis in zwölf genau gleich große 30°-„Kuchenstücke“ eingeteilt ist, die mit den Sternbildern nur die Namen gemeinsam haben. So ist beispielsweise das Sternbild Waage nur halb so groß wie das Sternbild Jungfrau.
Hinzu kommt, dass die gültige Berechnung der Tierkreiszeichen immer gleich ist, während der Mond aufgrund der sogenannten Präzession wie eine fehlerhafte Uhr etwas „vorgeht“. Das sorgt dafür, dass er im Laufe von 28000 Jahren einmal durch alle Sternbilder vorgegangen ist und erst in etwa 25500 Jahren wieder ziemlich genau die gleiche Position einnimmt wie der Mond im Tierkreis.
Deshalb besteht für das geübte Auge ein heute schon merklicher Unterschied zwischen dem astronomischen Stand des Mondes am Himmel und dem Stand des Mondes im Tierkreis, wie ihn die Mondkalender angeben. Aber das war zu allen Zeiten bekannt: Seit Jahrtausenden hatten die Kalendermacher das Wissen und die Möglichkeit, diese Abweichung in die Mondkalender mit einzubeziehen. Unsere Vorfahren waren ja große Meister in der Berechnung von Gestirnsständen und Umlaufbahnen. Aus gutem Grund jedoch hatten sie keine Veranlassung dazu, die Abweichungen aufzunehmen: Denn nicht der Stand des Mondes am Himmel zählt, sondern die Antwort auf die Frage: Wann herrscht auf der Erde die Löweenergie, um Getreide in feuchte Böden zu säen? Wann kommt mir die Steinbockenergie zu Hilfe, um Zaunpfosten zu setzen? Und diese Fragen beantwortet der Mondkalender, wie er unseren Büchern beiliegt. Die Praktiker des Mondwissens haben zu allen Zeiten diesen Kalender verwendet. Wenn heute jemand nach dem astronomischen Mondstand arbeitet, erzielt er immer noch bessere Ergebnisse als gänzlich ohne Mondkalender, aber es könnte natürlich noch viel besser gehen!
Drittens
Der dritte Grund für Kalenderunterschiede liegt darin, dass heute viele Verlage einen Mondkalender herausgeben. Dabei wird natürlich viel abgeschrieben und viel Überflüssiges wie Mondmagie, „Kochen nach dem Mond“ oder „Bauernregeln“ hinzugefügt – und eben auch verändert. Traurig ist, dass falsche Informationen das Mondwissen in Verruf bringen können – und das ist ein viel größerer Schaden als die Verleger und Autoren ahnen. Jeder Tag, der die Wiederbelebung des Mondwissens hinauszögert, ist ein verlorener Tag auf dem Weg zu einem harmonischen Miteinander von Mensch und Natur.
Zusammenfassend
Unsere Bücher sind in erster Linie als Anregung für die Leser gedacht, nicht als starre „Gesetzeswerke“, nach denen man sich richten sollte. Wer sich ernsthaft fragt, welcher von zwei unterschiedlichen Mondkalendern denn gültig ist, sollte einfach beide ausprobieren! Wir haben das in den letzten Jahren immer wieder selbst getan und unseren LeserInnen auch geraten. Zum Schluss vielleicht die Worte einer Leserin, die für uns die Thematik der Kalenderunterschiede so formuliert hat:
Durch Zufall erfuhr ich, dass einige der vielen Mondkalender anders berechnet sind als Ihr Mondkalender und dass manche Leser deshalb etwas verwirrt sind. Das verstehe ich natürlich, aber ich wende Ihren Kalender nun schon sieben Jahre lang an, mit überraschend großem Erfolg – auch bei schweren Operationen im Verwandtenkreis. Ich würde es so formulieren: Wenn mir jemand mein Traumhaus mit schöner, großer Werkstatt baut, in dem es sich wunderbar leben und arbeiten lässt, dann würde ich doch niemals auf die Idee kommen, die Qualität des Werkzeugs, mit dem Haus und Werkstatt errichtet worden sind, in Zweifel zu ziehen. Das wäre ja, als ob man zu Boris Becker nach seinem ersten Wimbledon-Sieg gegangen wäre und gesagt hätte: „Du spielst super Tennis, aber mit deinem Schläger stimmt was nicht.“