Diaro de Ibiza - "VOM RICHTIGEN ZEITPUNKT"
Johanna Paungger besuchte Ibiza und hielt eine Lesung in Santa Gertrudis Wie kann man uraltes Wissen um den richtigen Zeitpunkt wiedererlangen und nutzen. Im Einklang mit der Natur geht alles leichter: das Heilen von Krankheiten, die Arbeit mit Pflanzen, die vielfältigen Routineaufgaben im Alltag. Früher erwarben die Menschen durch Beobachtung die Kenntnis dieser Regeln, befolgten sie, machten die direkte Erfahrung ihrer Gültigkeit und profitierten davon. Wirkung und Erfolg zahlloser alltäglicher und weniger alltäglicher Aktivitäten, wie Holzschlagen, Kochen, Haareschneiden, Gartenarbeit, Düngen, Waschen, die Anwendung von Heilmitteln und vieles mehr, sind bestimmten Rhythmen in der Natur unterworfen. Die Qualität des richtigen Zeitpunkts wird in hohem Masse vom jeweiligen Stand des Mondes bestimmt, von seinen sechs Zuständen und davon in welchem Sternzeichen er sich gerade befindet.
Wie das vor sich gehen soll und wie man dieses Wissen nutzen kann, beschreibt uns Johanna Paungger, in ihren Büchern "Vom richtigen Zeitpunkt", "Aus eigener Kraft" und "Renovieren und Hausbau". Die Autorin hielt vor kurzem eine Lesung im "Libro azul" in Santa Gertrudis. Ihre Bücher wurden bereits in 13 Sprachen übersetzt und das Buch "Vom richtigen Zeitpunkt" hat sich bisher 1.000.000 Mal verkauft.
Arbeiten Sie zur Zeit an einem Buch?
Ja, das ist ein Block von vier Büchern und eigentlich sollte es auch schon fertig sein, aber mit vier Kindern und Umzug dazwischen, hat sich das ganze etwas verzögert. Und wenn das fertig ist, möchte ich gerne noch andere Bücher schreiben, die nichts mit dem Mond zu tun haben.
Welche Art von Büchern?
Ich mag Kinderbücher, aber ich möchte ein Buch schreiben, das die einfachen Dinge des Lebens beschreibt. Es gibt viele Bücher, die sich alle mit komplexen Themen beschäftigen, aber es gibt kaum welche, die sich mit den einfachen Dingen beschäftigen. Aber es ist im Moment noch schwer zu beschreiben, was ich meine.
Könnten Sie kurz beschreiben, was ist denn der richtige Zeitpunkt?
Das hängt schon damit zusammen, ob jemand Land- oder Stadtbewohner ist. Auf dem Land wird schon seit Jahrtausenden nach diesem Prinzip gearbeitet. Da wo ich herkommen in Tirol, gibt es kleine Felder im Berghang, wo große landwirtschaftliche Maschinen gar nicht eingesetzt werden können. Um trotzdem gute Ernten zu haben, achten die Bauern darauf, zum richtigen Zeitpunkt zu pflanzen und zu ernten. Die Pflanzen, die man zum richtigen Zeitpunkt, das heißt, wenn der Mond für diese Art Beschäftigung den richtigen Stand erreicht hat, setzt, wachsen einfach besser. Zum richtigen Zeitpunkt geerntet, macht die Ernte haltbarer und resistenter. Der Stadtmensch kann dieses Wissen auf anderen Gebieten anwenden. Wenn sie zum Beispiel Fensterputzen zum falschen Zeitpunkt, werden sie nicht richtig sauber, es bleiben Schlieren, egal wie sie es anstellen und das Glas nimmt den Schmutz auch schneller wieder an.
Wie berechne ich den richtigen Zeitpunkt?
Da gibt es nichts zu rechnen. Sie brauchen dazu nur einen astrologischen Mondkalender und das Wissen, wann welche Dinge gemacht werden sollen.
Leben die Menschen in Ihrer Heimat Tirol denn heute noch nach diesem Prinzip?
Es gab eine Zeit in der sie es heimlich taten, denn die jungen Leute lachten die Alten aus, taten es als Humbug ab. Mit modernen Maschinen und Düngemitteln hatten sie ja auch recht ansehnliche Erfolge. Die Nachwirkungen dieser Fortschritte kamen erst später heraus, wie jetzt, wo bekannt ist, dass zuviel Düngemittel und Pestizide Allergien auslösen und krank machen. Der Mensch ist nicht gegen die Erdbeere allergisch, sondern gegen das Mittel mit dem sie behandelt wurde.
Wurden Sie anfangs auch belächelt?
Eigentlich nicht, weil ich habe es niemanden gesagt, dass ich danach lebe. Mit 15 Jahren zog ich nach München und vergaß die Lehre um die Naturrhythmen, die ich von meinem Großvater gelernt hatte. Aber ich wurde krank und mit 18 habe ich erst heimlich wieder begonnen danach zu leben. Belächelt werde ich auch heute noch manchmal. Aber mir sind die Skeptiker lieber, als die Fanatiker. Ich will ja auch niemanden bekehren zu irgend etwas. Jeder soll leben wie er möchte. Ich habe in meinem Umfeld beobachten können, dass die Regeln des Mondes stimmen und deshalb befolge ich sie.
Was haben Sie denn beobachtet?
Na zum Beispiel sagt eine Arbeitskollegin, sie muss zum Zahnarzt. Und ich denke, aber doch nicht heute, der Tag ist ungünstig. Ich sage aber nichts. Und prompt hat die Kollegin Probleme mit dem Zahn, die Plombe fällt raus.
Warnen Sie denn niemals andere Leute, die den Mondkalender nicht kennen?
Nein, im Prinzip nicht. Es ist bisher zweimal vorgekommen, dass ich jemand gewarnt habe. Da ging es einmal um ein Kind, das operiert werden sollte und danach noch eine ältere Dame, die sich einer Hüftoperation zu einem ungünstigen Zeitpunkt unterziehen wollte.
Waren Sie vom Erfolg Ihrer Bücher überrascht?
Von dem großen Erfolg ja. Ich glaubte schon, dass das Buch seine Abnehmer finden wird, aber dass es so viele sein werden hat damit zu tun denke ich, dass der Zeitpunkt auch gut gewählt war. Wir leben in einer schnellebigen Zeit und die Menschen versuchen sich wieder mehr auf die Natur zu besinnen, um überhaupt damit fertig zu werden.
Wenn ich mir das Rauchen abgewöhnen will, welcher Zeitpunkt ist denn dafür günstig?
Der Frühlingsneumond wäre der günstigste Zeitpunkt dafür, das heißt im April oder sogar schon im März.
(Jeannine Rehlinger)