Bayerwald Echo - WARUM DER MOND ALLEIN NICHT GLÜCKLICH MACHT...
Johanna Paungger und ihr "Jahrtausende altes Wissen" über das Wirken des Erdtrabanten auf weltliches Leben
Cham. Fleischfressende Alfa-Typen und Brot-verliebte Omeganer. Ab- oder zunehmend. Jedenfalls alle im Zeichen des Fisches versammelt zu den zeitweise aus gesundheitlichen Gründen eingekrallten Füßen von Mond-Buch-Autorin Johanna Paungger. Mehr als 300 kamen am Freitag ins Kolpinghaus zum Auftakt der Umwelttage. Und der Mond schien helle... "Jahrtausende altes Wissen" hat die Referentin von ihrem Südtiroler Opa mit auf den Lebensweg bekommen. Wann darf der Mist raus aufs Feld, damit die Odel-Suppe nicht das Wasser verseucht? Wann müssen die Eierschalen zerstampft werden, die bei zunehmendem Mond ausgestreut schleimenden Schnecken-Ungeheuern den Weg zum hoffentlich an einem Blatttag gepflanzten Kopfsalat versperren? Das vermittelt sie jetzt allen, denen die Kraft des Mondes einleuchtet, darunter nicht selten einer Schar glühender Verehrer.
Die Frau hinter, vor und über ihren Mondsüchten freilich greift selten nach den Sternen. Nach mehr als vier Millionen verkaufter Bücher ("Vom richtigen Zeitpunkt", "Alles erlaubt") hat sie das wohl auch nicht mehr nötig. "Tut alles, was ihr auch ohne den Mondkalender machen würdet", mahnt sie. Aber wird sie überhaupt noch gehört?
Denn eigentlich ist es schon längst passiert: nach Paunggerschem Rezept steht fest, wann geputzt, gebügelt und gegossen werden darf. Frisöre haben weltweit Hochkonjunktur, sobald der Mondkalender das Placet für den segensreichen Beschnitt des Kopfputzes erteilt. "Vielleicht sind auch deswegen so viele hier, weil man zuhause eh‘ nicht putzen kann, der Mond steht schlecht", amüsiert sich Paungger. Dabei hat sie selbst erlebt, wie "befreiend" es sein kann, den Mondphasen ein Schnippchen zu schlagen, als sie "so mit 25 von zuhause weg" ist, rein in die Stadt, all den Komfort genießend, rücksichtslos und ihrem ganz persönlichen Rhythmus folgend.
Opa und sein Mondzauber waren schnell vergessen. Auch jetzt bestellt sie sich entgegen ihrer eigenen Schriften und Worte hin und wieder einen Kaffee, obwohl sie den nicht recht verträgt. Schüttet raffinierten Zucker hinein, obwohl der "so schädlich ist, dass ihn nicht mal Mäuse fressen". Und manchmal sei es einfach angezeigt, mit dem Sohnemann Mathe zu büffeln, da könnten Widder, Löwe und Schütze noch so sehr in den sich bereitwillig dem grünen Daumen darbietenden Gartenschoß locken.
Höhnische Blicke der Wissenschaft kontert Paungger mühelos: Wissenschaft treffe, wenn überhaupt, nur zufällig den wahren Kern. Waren früher Kartoffeln "nachweislich" als Dickmacher verschrien, sind heute entsprechende Knollen-Diäten in aller Munde. Selbst die alte Schul-Weisheit, Salz erhöhe den Blutdruck und verkürze so das menschliche Leben, sei erst vor kurzem ins Gegenteil verkehrt worden. Ihre Antwort auf das Dilemma: "Sie haben genauso recht wie unrecht!"
Die Erklärung klingt plausibel: Was dem einen recht ist, ist dem anderen längst nicht billig. Was einfach daran liege, klärt Paungger auf, dass der eine ein alfa-Typ, der andere ein omega-Typ sei. So teilt sich die Menschheit schiedlich friedlich in solche, die den Bäcker glücklich machen, und in solche, die den Metzger ernähren. Einmal sehr vereinfacht ausgedrückt.
Während "alfa" keinesfalls auf die Idee kommen sollte, sich ab sofort nur noch vegetarisch zu ernähren, weil er tierisches Eiweiß und Fette dringend benötige, esse "omega" sogar zur Brotsuppe Brot. Freilich auch hier die Mahnung an alle, denen Patentrezepte heilig sind: "Kleine Regel ohne Ausnahme: Sünden dürfen sein, nur nicht für immer."
Paungger verspricht: Was alfa nicht verträgt, wird er, sobald er das weiß, genau wie auch omega, nicht mehr mögen – also auch nicht vermissen. Ein Leben ohne Versagen beginne, ohne Hunger und Verzicht. Anderenfalls könne sich gerade fettarmes Diätessen ins Gegenteil verkehren: Wer seinem Stoffwechsel kein Fett zuführe, rege diesen zu körpereigener Produktion an. Dieses "körpereigen" hergestellte Fett lagere sich jedoch sehr viel langlebiger im Körper an. Die Folge: Diät macht dick. Fazit: Raus mit der Waage, 14 Tage Umstellung abwarten, essen, essen, bist die Pfunde weg sind. Und der Mond wieder voll. (Jörg Schwieder)