Business People - DIE MONDORIGINALE
Ihre Bücher sind Dauerseller. Ihr Versandhandel bedient eine kleine, aber treue Kundenschar. Sie misstrauen der Marktwirtschaft und nutzen doch gekonnt ihre Möglichkeiten: die Paungger-Poppes.
"Halten Sie uns die Daumen", sagt Thomas Poppe, 51. "Damit kommen wir jetzt in den USA auf den Markt." "Damit" bezeichnet die US-amerikanische Ausgabe des Dauersellers "Vom richtigen Zeitpunkt", der als "Guided by the Moon" von Marlowe & Company verlegt wird. Seit seinem Erscheinen 1991 ist das Buch in 22 Sprachen übersetzt worden, kann in Argentinien ebenso wie in Portugal, Russland, China und Japan in den Buchhandlungen erworben werden. Now they take Manhattan.
Die Verkaufszahlen in den USA seien aber nicht so wichtig. "Es geht darum, das Mondwissen wieder unter die Menschen zu bringen", meint Poppe. "Und die Amerikaner haben es besonders nötig, wenn man sich ansieht, was die alles in ihrem Land zerstört haben", sagt seine Frau.
Was die Welt braucht
Johanna Paungger-Poppe, 49, hat das Sagen. Thomas Poppe hält sich im Hintergrund, studiert den Gast. Zeigt es, wenn er sich über etwas freut, indem er den Daumen nach oben streckt und anerkennend über das ganze Gesicht strahlt. Derweil spricht Johanna Paungger-Poppe. Von der Aufgabe, die sie zu erfüllen haben, das Wissen wieder zu verbreiten, der Zerstörung der Welt Einhalt zu gebieten. Und sie spricht darüber, dass sie von Wirtschaft keine Ahnung habe, denn "die ist ja unlogisch. Was da alles an Geld ausgegeben wird, nur damit das Werkl am Laufen bleibt. Wenn die Leute von heute auf morgen aufhören würden, alles das, was sie nicht brauchen, zu kaufen, würde die ganze Wirtschaft zusammenbrechen."
Ihren Rat, ihr Wissen aber brauchen die Leute. Ganz offensichtlich. Wie in den 70er- und 80er-Jahren in Bayern, als die Tiroler Bauerntochter schon das Wissen um den richtigen Zeitpunkt erst nachbarschaftlich, dann in Vorträgen weitergibt, bis ihr Thomas Poppe vorgestellt wird, der daraus ein Buch machen könnte. Sie überlegen beide, dann diktiert sie und er schreibt. "Vom richtigen Zeitpunkt", vor zwölf Jahren bei Hugendubel in München erschienen, löst einen Boom aus. Binnen kürzester Zeit ziehen andere Verlage nach und werfen Mondratgeber sonder Zahl auf den Markt. Das Paar indes hält seine Position. Zwar erschienen bis dato nur fünf weitere Bücher von ihnen, doch insgesamt verkaufen sich diese allein im deutschsprachigen Raum knapp zehn Millionen mal. Wie die Verkaufszahlen weltweit aussehen, wissen sie nicht. Oder wollen es nicht wissen.
So wie sich Johanna Paungger-Poppe auch gar nicht als erfolgreich betrachten will. "Erfolg - was ist das schon?" Allein in dem Fragezeichen, das sie deutlich setzt, schwingt mit, dass sie den gängigen Erfolgsbegriff nicht teilt. "Wir haben auch gar nicht so viel Geld, wie viele glauben. Und das, was wir haben, stecken wir gleich wieder woanders rein. Und die Kinder, die wissen, dass einmal nichts für sie da sein wird. Die erben nichts." Johanna Paungger-Poppe steckt ihr Geld unter anderem "in biologische Nahrungsmittel. So viel, wie wir da ausgeben, da können wir uns gar keinen Urlaub leisten. Aber das ist es uns auch wert." Und sie investiert in ihren Versandhandel.
Schwunghafter Handel
Mit den Büchern liefert das Ehepaar Ratgeber zur Gestaltung des Lebens. Mit Kosmetikartikeln von der Nachtcreme bis hin zum Lippenpflegestift, mit Energieölen, mit Neu- und Vollmondkosmetik, Körperwickeln und einer Young Series, mit Mondtees, Mondkuren und ätherischen Ölen, Kräuterkissen, Accessoires und Kalendern, die per Katalog und Internet bestellt werden können, bieten die Poppes auch gleich die Möglichkeit, sich entsprechend einzudecken, der Theorie die Praxis folgen zu lassen. "So 500.000 bis 600.000 Euro machen wir Umsatz im Jahr", sagt Thomas Poppe. "Aber wir machen noch keinen Gewinn. Da müssen wir immer noch zuschießen", betont Johanna Paungger-Poppe.
Vom richtigen Zeitpunkt und falschen Partnern
Die Kosmetik lassen sie im salzburgischen Bischofshofen produzieren, bei Louise Plegé Cosmetic. Freilich nur zum richtigen Zeitpunkt—der zum einen selten eintritt und sich zum anderen nicht an die Arbeitszeitregelungen hält. "Es ist nicht einfach, Unternehmen zu finden, die bereit sind, auf unsere Bedingungen einzugehen", sagt Johanna Paungger-Poppe.
Da gab es einmal ein Problem mit einem Tischler, einem der Trauzeugen der beiden. "Der hat nur noch die Möglichkeit gesehen, viel Geld zu verdienen, und hat dann falsches Holz geliefert. Mit dem arbeiten wir nicht mehr zusammen", sagt sie. Auch mit den griechischen Olivenbauern wird sie wohl nicht mehr zusammenarbeiten. Zum richtigen Zeitpunkt gepresstes Olivenöl boten sie an, über ihren Versandhandel, und nahmen Bestellungen für rund 500 Liter entgegen. Ob sich die Bauern indes wirklich daran halten, die Oliven zum richtigen Zeitpunkt zu pressen, das kann Johanna Paungger-Poppe nicht kontrollieren. "Ich spreche auch kein Griechisch und bin ja hier, in Klosterneuburg und nicht in Griechenland. Aber die haben dann auch gleich begonnen, das leichte Geld zu wittern. Da kann ich ihnen nicht mehr vertrauen. Leider."
Vertrauen beweisen die Konsumenten, die bei ihr Kosmetika, Tees oder ätherischen Öle kaufen. Garantie für die Produkte bieten Paungger-Poppes keine an. Wenn die Creme also ranzig wird, was sie nicht dürfte, dann hat man Pech gehabt.
Oder man wendet sich direkt an das Ehepaar. "Die Leute wissen und spüren, dass uns ein Herzensanliegen ist, was wir machen", erklärt Johanna Paungger-Poppe. "Da war eine, die hat eine Creme gekauft, die hat überhaupt nicht gewirkt. Sie rief bei uns an und wir sind draufgekommen, dass sie die ganz falsche gehabt hat. Ich habe ihr dann die richtige geschickt und alles hat gepasst." Das Erstaunen sei immer groß, wenn sie sich am Telefon melden oder wenn sie auf die zahllosen Briefe und E-Mails antworten. Ein Bedürfnis sei es ihnen, sagt sie. Andere würden sagen, es ist Customer Care vom Feinsten. Und die Konsumenten bleiben treu, so sie das Gefühl haben, ernst genommen zu werden.
Das, so Paungger-Poppe, sei auch der Grund, weshalb ihre Kosmetika nicht im normalen Handel erhältlich seien. "Bipa hat angefragt und andere, aber die wollen Preise verlangen, bei denen wir nicht mitgehen." Zwischen 6,95 Büro für einen Lippenpflegestift und 89,99 Euro für ein Energieset verlangt sie. "Mehr darf es nicht kosten." Abgesehen davon, dass einer Massenproduktion auch der Mondrhythmus entgegensteht.
"Wir haben immer wieder Angebote bekommen, mehr Bücher zu schreiben", sagt Poppe. Auch das lehnen die beiden konsequent ab. Man sei dann leer geschrieben, und es fehle die echte Auseinandersetzung mit dem Thema des Buches. "Das spüren die Leute, ob es echt ist oder nur runter geschrieben", sagt Paungger-Poppe. Damit folgt sie nur einem alten Prinzip der Marktwirtschaft, eine Verknappung des Angebots sorgt für dauerhaft hohe Nachfrage. Aber Johanna Paungger-Poppe meint, sie verstünde nichts von Wirtschaft. Den Beweis bleibt sie schuldig. Ihr Publikum liebt sie dafür. ()